Irgendwie kommt der Sommer 6 kg zu früh, oder? Jedes Jahr übrigens…

…wobei: früher waren es eigentlich immer nur drei. Irgendwie beherrschbarer. Gerade jetzt, wo wir zumindest hier in Hamburg noch immer im  strengen Lockdown feststecken wie den ganzen Winter schon.

Die “sozialen Kontakte” kommen auch viel zu kurz. Von der Familie mal abgesehen: die ist irgendwie viel zu “da”- und zwar schon ein ganzes Jahr lang. “Die Schule war häufiger dicht als wir” las ich kürzlich als Headline einer Zeitung… mhm, auf jeden Fall sind meine Kinder in Zwischenzeit an ihren Rechnern festgewachsen. Nur am Rande geht es dabei auch mal um Schule. Wann haben die eigentlich das letzte Mal Sport getrieben? Ich bin da leider auch nicht viel besser.

Gott sei Dank gibt es Schokolade! Der Konsum hat sich deutlich erhöht. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Stück Schokolade gegessen habe, meist muss die ganze Tafel daran glauben und zwar innerhalb weniger Minuten.

Insgesamt ist es schwieriger, den eigenen Normen und Werten zu genügen dieser Tage.  Und viele klagen, dass es im Job auch schon mal besser lief – früher…

So kommt eines zum anderen, ein wahrer Teufelskreis, der alle Bereiche unserer Persönlichkeit in Mitleidenschaft zieht. Kennst Du das auch?

Die Säulen der Identität

Mit dem Modell hat H. G. Petzold die verschiedenen Facetten der Persönlichkeit beschrieben. Alle Lebensbereiche sind wichtig und stabilisieren das Gesamtgebäude. In schwierigen Situationen können sich die Säulen gegenseitig ent- aber auch belasten:

Frisch verliebt oder mit einem intakten Freundeskreis fällt uns vielleicht gar nicht so auf, wie langweilig unser Job ist oder wie blöd sich der Chef in letzter Zeit verhält. Anders herum versteckt sich vielleicht manch einer hinter einem Berg voller erfüllender Arbeit, um Konflikte in seinem sozialen Umfeld zu “übersehen”.

Gut erkennbar ist aber auch: Es braucht mehr als eine Säule damit das Dach nicht einstürzt.

Wie gut sind deine Säulen in Balance?

Ich arbeite mit Menschen, die in der Regel nicht zufrieden sind mit ihrer Energieverteilung. Häufig steht die berufliche Neuorientierung im Raum. Allerdings steht dabei oft viel auf dem Spiel: da gibt es eine Familie zu versorgen oder einen Kredit zu bedienen.

Nicht nur deswegen lohnt es sich immer, die persönliche Situation mit Hilfe dieses Modells zu analysieren. Für jede Säule kannst du überlegen, wie viel Energie du in diesem Lebensbereich stecken möchtest und wie dagegen die aktuelle Situation tatsächlich ist.

Vielleicht steckst du gerade in einem sehr interessanten Projekt bei deiner Arbeit, das dich zwar sehr einnimmt aber eben auch sehr erfüllt. Deine Freunde triffst du dann nicht ganz so oft. Für den Moment ist das okay. Denn es kommen auch wieder andere Zeiten.

Manch einer versteckt sich aber hinter seinem Job, wacht nach vielen Jahren auf und merkt, dass er es irgendwie verpasst hat, sich ein vernünftiges soziales Umfeld aufzubauen und zu pflegen. Die Kinder sind nahezu unbemerkt groß geworden und gehen bald eigene Wege. Wo ist die Zeit geblieben?

Andere glauben, vor lauter Arbeit keine Zeit für Sport und Freunde zu haben. Auch das kann ein unangenehmes Erwachen geben. Wer soll dich auffangen, wenn es im Job mal schwierig wird? Und glaube mir: Ich kenne niemanden, bei dem beruflich immer alles glatt läuft.

Ausreichend Bewegung, Schlaf und eine ausgeglichene Ernährung können viel kompensieren. Häufig kompensieren wir im Stress allerdings nicht mit Bewegung, sondern lassen uns zu Süßem hinreißen, auf dem Sofa natürlich. Gefolgt von Reue, kennst Du auch, oder?

Einen Teufelskreis kann man auch umdrehen!

Es gibt auch eine gute Nachricht: Kettenreaktionen funktionieren auch anders herum, was ein Glück! Dafür schau Dir einmal an, wie deine Energie aktuell verteilt ist und wie du es eigentlich gerne hättest. Das könnte z.B. so aussehen:

Bestandsaufnahme mindestens einmal im Jahr!

Kurz zusammengefasst sieht deine Bestandsaufnahme vielleicht so aus:

  1. Die Arbeit frisst dich auf, da wünscht du dir viel mehr Leichtigkeit. Wie kannst du gelassener an die Aufgaben herangehen? Gibt es Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten, die du lösen kannst?
  2. Deine sozialen Beziehungen möchtest du deutlich ausbauen: Vielleicht wünscht du dir einfach mehr soziale Kontakte. Manch Einer pflegt Freundschaften, die – bei Licht betrachtet – mehr Energie kosten als Freude bereiten.
  3. Du möchtest dich mehr um deine Gesundheit kümmern.  Mehr Sport, ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung – da sind sie wieder, die 6 kg.
  4. Weniger Energie soll in das Thema materielle Sicherheit einfließen. Vom Hungertuch bist du weit entfernt, das darf sich auch in deiner Einstellung zum Geld widerspiegeln.
  5. Beim Thema Normen und Werte bist du mit der aktuellen Situation recht zufrieden.

Ich empfehle dir, so eine Bestandsaufnahme mindestens einmal im Jahr zu machen. Und dann such dir ein Thema heraus, das dir leicht fällt:

Ein ausgedehnter Spaziergang nach Feierabend, vielleicht nimmst du gleich eine Freundin mit. Eine regelmäßige Verabredung macht Sinn. Und nach viel frischer Luft, schläft es sich besser und bei der Arbeit kannst du viel leichter über kleine Unwegsamkeiten hinwegsehen. Zu Mittag Salat statt Pasta? Könnte klappen, dem Teufelskreis sei Dank!

Die Autorin:

Inken Revenstorff ist Coach für berufliche Neuorientierung mit Klienten aus der gesamten DACH Region. Sie erarbeitet mit ihren Coachees ein klares Bild der eigenen Stärken, Werte und Interessen.

Ihr besonderes Interesse ist die Berufswelt von Morgen. Als erfahrene Branchenanalystin betrachtet sie die gesellschaftlichen Megatrends und die Auswirkung auf unsere Arbeitswelt. Gemeinsam mit ihren Klienten beantwortet sie die Frage: Welcher Beruf passt zu mir UND hat Zukunft?

Viamee – Berufsorientierung leicht gemacht

Auch auf Facebook