Neurodermitis und Ernährung

Die Krankheit äußert sich in roten, schuppenden, manchmal auch nässenden und entzündeten Hautstellen.

Dabei leiden die Betroffenen teilweise auch unter einem extrem starken Juckreiz. Die Erkrankung bzw. diese Stellen treten Schubweise auf. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die häufig schon im Säuglingsalter beginnt und nicht ansteckend ist. Die zentralen Pfeiler der Therapie umfassen die intensive Pflege der sehr trockenen Haut,  sowie die (medikamentöse) Behandlung mit entzündungshemmenden Stoffen. Neben genetischen Faktoren spielen bei der Entstehung und Entwicklung dieser Hauterkrankung weiter Komponenten wie Allergien, Ernährung, Lebensbedingungen und psychische Aspekte (u. a. mangelnde Stressbewältigung) eine Rolle.

Welchen Einfluss hat die Ernährung?

Viele Betroffene berichten, dass sich der Zustand der Haut durch eine Veränderung der Ernährung bessert. Beispielsweise wenn bestimmte Lebensmittel, sogenannte „Trigger“ weggelassen oder stark reduziert werden. Es ist allerdings nicht einfach, diese konkret zu identifizieren und oft sind es mehrere Trigger, die zusammenkommen und eine Verschlechterung der Haut oder gar einen Schub auslösen. Es gibt auch nicht „DIE“ Neurodermitis Diät….

Neurodermitis steht gelegentlich in Verbindung mit einer Nahrungsmittel-Allergie oder mit Unverträglichkeiten. Manchmal lösen bestimmte Nahrungsmittel auch ohne nachweisbare Allergie eine Verschlechterung aus. Wichtig ist bei einem Verdacht jedenfalls eine fachärztliche Untersuchung und die Diagnose auslösender Faktoren sowie eine individuelle Anpassung der Therapie.

Was und wie testen?

Bei Neurodermitis sollte ermittelt werden, ob die auslösenden Faktoren der Krankheitsschübe in der Ernährung zu suchen sind. Seien es nun Allergien oder Unverträglichkeiten. Diese Allergien können nur bedingt mittels Blutuntersuchung oder eines Hautallergietests festgestellt werden und positive Befunde alleine beweisen noch keinen ursächlichen Zusammenhang. Kommt man durch diese gängigen Diagnosemethoden zu keinem Ergebnis, kann eine so genannte diagnostische Diät versucht werden. Tritt während der Diät eine Besserung der Haut ein, sollte die Diagnosestellung danach durch einen oralen Provokationstest verstärkt werden.

Quer durch den Gemüsegarten testen mit diversen anerkannten und nicht anerkannten Tests oder „Austestungen“ macht also keinen Sinn. Ein guter Ansatz wäre das ausführliche und genaue Führen eines Ernährungs- und Symptomtagebuches INKLUSIVE Notizen zu Stress, Schlaf, etc. um dann gemeinsam mit einer Fachkraft auch festzulegen, WAS genau getestet werden soll, wenn sich daraus ein Verdacht ergibt.

Pseudoallergie, Intoleranz und Kreuzallergie

Neurodermitis steht oft, aber nicht immer in Verbindung mit einer Nahrungsmittelallergie oder Intoleranz. Schwierig gestaltet sich eine genaue Diagnose auslösender Faktoren bei Pseudoallergien, die zu Reaktionen mit allergieähnlichen Beschwerden führen können. Es handelt sich dabei um keine Allergie im herkömmlichen Sinne. Pseudoallergisch kann man auf in Lebensmitteln enthaltene Farb-, Konservierungs- und Zusatzstoffe, Medikamente oder natürlich vorkommende Stoffe reagieren, das ist allerdings viel seltener als häufig vermutet wird. Kreuzallergien, bei denen es durch Baugleichheiten bzw. Verwandtschaften von Eiweißen zu Kreuzreaktionen kommen kann sind bei Allergien ebenfalls möglich. Zum Beispiel bei Birkenpollenallergie – hier kann es unter Umständen auch nach dem Genuss roher Äpfel zu Reaktionen kommen.

Häufige Kreuzallergien
Birkenpollen und andere frühe Baumpollen Rohe Äpfel, Birnen, Steinobst, Karotten, (Hasel-) Nüsse
Gräser- und Roggenpollen Mehle aus Weizen, Roggen, Dinkel, Buchweizenmehl, Soja, Erdnüsse
Kräuterpollen Kräuter, Gewürze
Hausstaubmilben Hühnerei, Schweinefleisch
Vogelfedern Hühnerei, Geflügelfleisch
Latex/ Ficus Beniamina Kartoffel, Banane, Mango, Avocado
Soja Hülsenfrüchte, Getreidemehl, Erdnüsse, Cashewnüsse

Tabelle adaptiert nach „Richtig einkaufen bei Neurodermitis“, Trias Verlag

Ernährungsempfehlungen?

Eine „Neurodermitis-Diät“ gibt es wie oben bereits geschrieben nicht. Ernährungsempfehlungen müssen jeweils die individuelle Situation berücksichtigen. Es geht darum eine mangelnde Versorgung mit wichtigen Nährstoffen zu vermeiden, und dazu kann es schnell kommen, wenn man sämtliche verdächtigen LM einfach so weglässt. Als Hilfestellung bietet sich ein Symptom- (zB. Juckrei) und Ernährungstagebuch an, dieses veranschaulicht gut auf welche Nahrungsmittel die Haut reagiert. Es liefert dem Arzt bzw. der Diätologin wichtige Information im diagnostischen Gespräch.

Wenn du über „deine“ Nahrungsmittelallergien, Pseudoallergien oder Intoleranzen Bescheid weißt, deine Trigger kennst, dann kannst du auch entsprechend gute Entscheidungen bei der Lebensmittelauswahl treffen. Grundsätzlich empfehle ich dir, möglichst naturbelassene Lebensmittel zu verwenden und möglichst viel selbst zuzubereiten.

Mögliche Trigger bei Neurodermitis (nicht immer und nicht bei jedem/jeder!)
Lebensmittel mit hohem Allergenpotenzial Kuhmilchprodukte, Eier, Nüsse, Weizen und andere Brotgetreide, Soja, Erdnüsse, Fisch, div. Kräuter und Gewürze – die typischen „Allergene“
Säure und Säurebildner Fruchtsäurereiches Obst (Zitrusfrüchte, Kiwi, Johannisbeere), Fruchtsäfte, Essig, Fertigprodukte mit Säuren (Konservierungsmittel), Süßungsmittel und Zucker, tierisches Eiweiß in zu großen Mengen
Histamin reiche Lebensmittel Vergorene und gereifte Lebensmittel wie Sauerkraut, Tomaten, geräucherter Fisch, Fischkonserven, reifer Käse, eingelegtes/fermentiertes Gemüse, Alkohol
Entzündungsverstärker Alkohol, Kaffee, schwarzer Tee, Nikotin, ungünstige Fette und Öle

Entzündungshemmende Ernährung

Bei Erkrankungen aller Art die mit Entzündung einhergehen – eben nicht nur Neurodermitis – eigentlich grundsätzlich für Jeden und Jede, empfehle ich eine „entzündungshemmende“ Ernährung. Wie kann man sich das vorstellen?

  • Bunt gemischte, vielseitige, bedarfsdeckende, frische Kost – kein tot und gatschig gekochtes Gemüse oder welches das schon seit Wochen im Kühlschrank vor sich hin welkt. Dabei die besondere Berücksichtigung der enthaltenen Vitamine, Antioxidantien, Mineralstoffe und Spurenelemente – also schonende Zubereitung.

Möglichst große Vielfalt bei der Wahl der Sorten, heimische „Superfoods“ nutzen die besonders vitamin- und mineralstoffreich sind – immer mit Blick auf die individuelle Verträglichkeit.

  • Ballaststoffreiche Kost um die Vielfalt des Mikrobioms zu unterstützen, um den Darm zu stärken, denn dieser ist ebenfalls maßgeblich an Entzündungsproblemen beteiligt.
  • Verwendung von entzündungshemmenden Kräutern und Gewürzen, beispielsweise Curcuma, Chili, Zimt, … (es sei denn, es besteht eine Allergie)
  • Kein Fertigfutter! Naturbelassene Lebensmittel, idealerweise aus biologischer Produktion, möglichst viel selbst zubereiten
  • Vermeidung von Übergewicht, vor allem viszeralen Fett (Gewichtsnormalisierung) – denn auch unser „inneres Fett“ produziert, wenn viel davon da ist, Entzündungsbotenstoffe.
  • Auch (intermittierendes) Fasten – hier nicht unbedingt zur Gewichtsreduktion sondern wegen der entzündungshemmenden Wirkung – kann angewendet werden.
  • Modifikation der Fettsäurenzufuhr = Reduktion von Omega 6 Fettsäuren und Erhöhung Omega-3-Fettsäuren.
  • Mehr Leinsamenöl, „Fischöl“, Walnüsse, Hanfsamen und weniger tierisches Fett, vor allem wenn es aus herkömmlicher (Massen) Produktion stammt (also Schluß mit Leberkässemmel und Blätterteigteilchen!)
  • Als Nahrungsergänzungsmittel kann und wird dann zusätzlich – um die entzündungshemmenden Prozesse zu unterstützen – Omega-3-Öl, und evtl. auch Vitamin- und Mineralstoffpräparate eingesetzt. Die Basis ist aber IMMER die Umstellung der Ernährung.

Zu Fetten und Ölen die empfehlenswert sind, kannst du hier in meinem Blog Artikel nachlesen: „Gutes Fett, schlechtes Fett“

Nur die zusätzliche Zufuhr von Omega 3 alleine…?

Das ist nicht ausreichend in der Regel. Bei Neurodermitikern (wieder – nicht allen) liegt eine verminderte Delta-6-Desaturase Aktivität vor. Das bedeutet, dass die Omega 6 Fettsäure Linolsäure nicht in Gamma-Linolensäure umgewandelt wird. Sie haben also hohe Spiegel von Omega 6, das zu Entzündungen führen kann, aber nicht die positive Wirkung der Gamma-Linolensäure (eine sehr spezielle Omega 6 Fettsäure). Manchen hilft es also, diese spezielle Gamma Linolensäure einzunehmen und sie zusätzlich auch zur Hautpflege einzusetzen. Die Haut wird dadurch geschmeidiger und trocknet nicht so stark aus, da sie wasserdurchlässiger wird. Öle die diese GLA – Gamma-Linolensäure direkt enthalten sind Granatapfelsamenöl, Borretschöl, das Öl der Samen der schwarzen Johannisbeere, Nachtkerzenöl und Hanföl, wobei im Granatapfelsamenöl der höchste Anteil zu finden ist. DAS Anti Aging und Hautpflegeöl!

Übrigens braucht die Delta-6-Desaturase die Cofaktoren Pyridoxin (B6), Biotin (B7), Calcium, Magnesium und Zink um gut zu funktionieren!

Ernährung für einen fitten Darm

Der Darm ist bei vielen, vielen Krankheiten und Problemen mitbeteiligt. Nicht ohne Grund. Der Darm ist tatsächlich mit der wichtigste „Ort“ im Körper für Gesundheit. Abgesehen vom Kopf (Mindset), und der Leber (fitte Leber), und… Wurscht. Der Darm!!! Wenns dem gut geht, dann geht’s uns auch gut! Nachweislich führt eine Verbesserung der Verdauung, des Mikrobioms durch entsprechende Ernährung und ggf. unterstützende Nahrungsergänzungen zu einer Verbesserung der Haut. Die dahinterliegenden Mechanismen sind die (Wieder)Herstellung einer stabilen, dicken, schützenden Darmschleimhaut und damit eine potentielle Verbesserung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten, ein verbessertes und ausgeglichenes Immunsystem, eine stabilere Psyche, …

Wie gesagt, die BASIS ist immer die Ernährung und das eigene Mindset, da auch nachhaltige Veränderungen vorzunehmen. Einfach nur ein paar Pulverchen drüberstreuen wird nicht klappen. Wie mach ich das? Siehe entzündungshemmende Ernährung.

Thema Stress und Umweltbelastungen

„It is obvious that social, biogenic, and anthropogenic environmental factors, as well as nutrition contribute to the development and course of atopic eczema. Social deprivation and stress have a negative impact on atopic eczema symptoms, and social change in recent decades has led to a “westernized” lifestyle associated with high prevalence of atopic eczema in industrialized countries. Urbanization leads to an increase in air pollution and a decrease in biodiversity, which negatively affects atopic eczema. Climate change alters the allergenicity of pollen, which increases atopic eczema symptoms in some patients during the pollen season. Protective natural and social factors for the prevention of atopic eczema and for the promotion of “climate resilience” should be given greater consideration in future research.“

Quelle: Abstract des Artikels „Atopic eczema is an environmental disease“

Ich finde den Artikel sehr spannend, lies gerne weiter!

Wir sind ständig einer Menge an „Stressoren“ ausgesetzt.

Dabei meine ich nicht nur den Stress in der Arbeit, oder im Privatleben, sondern auch Stressoren aus der veränderten Umwelt. Umweltverschmutzungen aller Art, Lärmverschmutzung, Lichtverschmutzung, klimatische Veränderungen, Schlafprobleme (die aus vielen der genannten Faktoren resultieren) die Veränderung der Nahrungsmittel, der Diversität (und damit auch der Diversität unseres Mikrobioms) – all das WIRKT auf uns. Wir können nicht alle diese Stressoren wegschnipsen, wir müssen damit leben und umgehen lernen. Sicherlich ist es möglich, den einen oder anderen Stressor zu reduzieren. Erste und einfachste Möglichkeit ist die Modifikation der Ernährung. Schwieriger, der berufliche und private Stress – hier geht es darum seinen eigenen Weg zu finden, mit den Belastungen umzugehen, Stressmanagement zu betreiben. Entspannung zu üben, zu lernen, in unterschiedlichsten Varianten und mit verschiedenen Methoden.

  • Atemtherapie
  • Autogenes Training
  • Muskelentspannungstraining nach Jacobson
  • Yoga
  • Meditation
  • Körperarbeit
  • Achtsamkeitstraining

Du kannst und darfst deine Lieblingsmethode finden! An dieser Stelle möchte ich Juliane Scherf ins Spiel bringen, sie ist selbst betroffen von Neurodermitis und: „…deine Expertin für Körperaufmerksamkeit. Als qualifizierte Praktikerin der Grinberg Methode® und ganzheitliche Tanz- und Bewegungspädagogin begleite ich dich in Einzelarbeit und Gruppen auf dem Weg zu deinem Körper – und nachhaltig mehr Lebensqualität.“ 

Auf unseren jeweiligen FB Seiten gibt’s demnächst ein paar Videos und Inputs zum Thema Neurodermitis und Körperarbeit! Am besten abonnierst du gleich unsere Seiten:

Juliane

Birgit (me 😉 )

Und noch 2 feine Frühstücksrezepte

Porridge (glutenfrei, milchfrei, zuckerfrei), 1 Portion
  • 200-250ml BIO Hafermilch/Reismilch/gewässerte Kokosmilch/Mandelmilch
  • 4 EL BIO Haferflocken/Hirseflocken
  • 1 kleiner BIO Apfel oder anderes verträgliches Obst nach Wahl
  • Ceylon Zimt gemahlen

Die Haferflocken in der “Milch” köcheln lassen, bis der Brei cremig wird. Den Apfel in kleinen Stücken mitdünsten oder knackig lassen, je nach Gusto und Verträglichkeit. Mit Zimt verfeinern.

Grüner Power-Smoothie 2 Portionen
  • 1/2 BIO Avocado
  • 1 Handvoll frischer BIO Blattspinat
  • 1 Handvoll frische BIO Selleriestangen
  • 1 kleiner, saftiger BIO Apfel
  • Wasser nach Bedarf

Alles Obst und Gemüse waschen, die Avocado schälen ;), und mit Wasser im Standmixer cremig pürieren. Auch hier gibt es viele Variationen bei Gemüse und Obst. Wichtig ist, das alles schön frisch ist, und dass du nicht zusätzlich süßt. 1 Stück Obst als süßende Zutat reicht.

EAT REAL FOOD! Und guten Appetit!